Atomkraft Thesen
Ich verzichte in den ersten Kapiteln auf Quellen, da es sich um allgemein anerkannte Fakten handelt- wenn jemand schöne Quellen findet oder Zweifel hat, freue ich mich über Hinweise und ergänze diese gerne
Kernenergie böse oder gut?
Das ist zu undifferenziert
Kernenergie ist eine Technologie mit großer Faszination. Es ist wirklich bemerkenswert, welche geistige Leistung dahinter steht, diese Kraft zu entdecken und zu zähmen. Die medizinischen Erfolge mit radioaktiven Stoffen in der Diagnostik und Heilung bei Krebs sind überwältigend. Man kennt die erstaunlich präzisen Bilder beim PET oder Radionuklidszintigrafie z.B. bei der Schildrüsenuntersuchung, aber auch die Zerstörung von Tumoren in der Nuklearmedizin.
Es gibt auch technische Verfahren die radioaktive Stoffe zum Wohle der Menschheit einsetzen z.B. Füllstandsanzeigen in Container mit giftigen Stoffen.
Oder der Einsatz in der Forschung z.B: als Langezeitenergiequellen von Sonden im Weltall oder unter dem Meer.
Eine allgemeine Ablehnung und Verteufelung von Kerntechnik oder das Framing als "böse" ist deshalb nicht sinnvoll.
Aber es gibt einfach unbestreitbare Risiken, auch bei der zivilen Nutzung.
In Kernkraftwerken kann man Störfälle nie komplett ausschließen und man sieht gerade im Ukrainekrieg, dass Kernkraftwerke natürlich auch militärische Ziele werden können und dann ein gewaltiges Risiko für die Region darstellen. Hinzu kommt die Atommüllproblematik (s.u.)
Persönliche Meinung (D. Lohn): Ich bin angesichts der realistischen Bedrohnung durch die aktuelle russiche Regierung sehr froh, dass es in Deutschland keine Kernkraftwerke gibt, die Zielen von Terror oder Cyberkriminalität werden können. Kernphysik ist megacool aber viel zu riskanter als Wind oder Sonne und sollte/kann deshalb nicht in der Breite zur Energieversorgung eingesetzt werden. Die Diskussion um die Kernkraftwerke führt häufig zu Detailfragen und weg von der eigentlich dringend notwendigen Frage, wie die Energieversorgung der Zukunft gestaltet sein soll.
Wie funktioniert ein Kernkraftwerk und warum entsteht dabei Müll
Grundprinzip:
In einem klassischen Kernkraftwerk erhitzen die Brennstäbe mithilfe einer moderierte Kettenreaktion Wasser, das verdampft und dann eine Turbine antreibt, die über einen Generator Wechselspannung (Alltagssprache: Strom) erzeugt. Selbstgedrehtes Video zu Grundlagen der Kraftwerke
Innerhalb dieser Kettenreaktion entstehen hochenergetische Neutronen, die in der Theorie immer weiter auf die Brennstäbe treffen und dort weitere Spaltungen auslösen. In der Praxis wechselwirken diese Neutronen aber mit allen Atomen und "verseuchen" das Wasser, die Wände, die Rohre, die Halter,.... Video: Funktionsweise KKWErklärvideo zur Kettenreaktion
Im Regelbetrieb stellen diese verseuchten Stoffe keine Gefahr dar, da es mehrere Wasserkreisläufe gibt (bei westeuropäischen Kraftwerken) und alle Materie im inneren Kern strikt vom Rest getrennt wird und alles überwacht wird.
fachliche Folgerungen
- Kernkraftwerke brauchen zwingend große Mengen an kühlem Wasser
- ein Teil des Wasser wird verseucht und weit über 100°C erhitzt, damit steht es unter einem gewaltigen Druck
- wenn dieses Wasser oder der Dampf in die Umwelt gelangt (Flüsse oder in die Luft) werden wie in Tschernobyl ganze Regionen unbewohnbar auf Jahrhunderte
- man braucht hochgeschultes Personal, das bereit ist das persönliche Risiko einzugehen
- es entsteht Tonnen von Müll in unterschiedlich stark mit radioaktiven Stoffen kontaminiert sind.
- Atommüll strahlt sehr unterschiedlich lange teilweise hunderdtausende Jahre lang und es gibt keine wirklichen Alternativen den Prozess abzukürzen
- Kernspaltung braucht spaltbares Material als Rohstoff z.B: angereichertes Uran (eine Mischung aus 5% U235 und 95% U 238). Dieser Rohstoff ist sehr begrenzt global vorhanden und bringt uns in weitere Abhängigkeiten z.B. von Russland.
Vergleich Kohle und Kernkraft
- Beide Kraftwerke sind vom Aufbau her sehr ähnlich. Der Unterschied liegt nur darin, wie das Wasser erhitzt wird: einmal indem Kohle verbrannt wird und einmal indem eine nukleare Kettenreaktion ausgelöst wird.
- Beide sind Wärmekraftwerke und benötigen kaltes Wasser z.B. aus großen Flüssen und beide Krafwerke sind nur begrenzt einsetzbar, bei Wassermangel z.B. aufgrund von Klimawandel.
(Deshalb fallen im Sommer so oft die französischen Kernkraftwerke aus vgl.https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frankreich-atomkraft-atomkraftwerke-emmanuel-macron-edf-energiekrise-1.5728318)
- aber abgesehen von der Wassertemperatur sind sie wetterunabhängig
- Beide Technologien sind teurer als Solar und Windenergie.
- Beide sind defacto nicht versicherbar, die Risiken eines Störfalls trägt immer die Gesellschaft und die Risiken des Klimawandels auch.
- Beide Technologien sind auf dem Rückzug s.u.
Persönliches Fazit: Wenn ein Land während der Transformation konkret vor der Frage steht, ob Kernkraftwerk A oder ein Kohlekraftwerk B vom Netz geht, gibt es darauf keine pauschale Antwort. Deshalb kann man tatsächlich diskutieren ob man die bestehenden Kernkraftwerke evtl. noch 1-2 Jahre weiter hätte laufen lassen können. Konkret muss man prüfen, wie sicher das Kraftwerk ist, wie intakt die Hülle, ob Personal vorhanden ist... Deshalb war es sicher richtig, dass die Ampelregierung die Kraftwerke noch einige Monate verlängert hat, um in den Frühling zu kommen. Aber man hätte den Prozess sehr viel transparenter gestalten müssen. ABER das sind Scheindiskussionen, denn weder Kernkraft noch Kohlekraft sind die langfristige Zukunft und das ist auch globale Realität und wir sollte die große Transformation hin zu erneuerbaren Energien diskutieren und nicht uns in Detailfragen um zwei schlechte Alternativen verfangen
Warum hat Kernkraft als Energiequelle keine Zukunft (besonders nicht in Deutschland)
Eine Zufassung in 60 Sekunden findet man in diesem : Kurzvideo Quaschnigg erklärt Kernenergie in Europa
- in Medien und Politikerreden wird oft die Illusion erzeugt, als ob Deutschlands Atomausstieg einen Alleingang gegen den globalen Trend sei. Das Gegenteil ist Realtität, wenn man sich die Charts auf diesen Seiten betrachtet [1]. [2] Hier auch ein launiges |Video
- Kernkraft hat nie eine wirklich große Rolle bei der deutschen Energieerzeugung gespielt siehe Energycharts für verschiedene Szenarien. Selbst 2013 hat Kernkraft nur knapp 20% des Stromerzeugt, 2022 waren es nur 5-10%.
- Kernkraftwerke sind Grundlastkraftwerke und sind keine Hilfe in flexiblen Netz mit Speicherkapazitäten- also einem Netz dass überwiegend auf Wind und Sonne basiert. Wenn man so ein Netz anstrebt gilt: Nach einer gelungen Transformation hat Deutschland im Sommer gravierende Energieüberschüsse und die Kernkraftwerke würde das Netz eher belasten und wären nicht finanzierbar. Kernkraftwerke können nur sehr schlecht phasenweise betrieben werden. Konkret lösen Kernkraftwerke kein Problem, dass wir dann haben sondern schaffen ein neues.
- Alternativ gibt es Stimmen, die fordern ein Energienetz aufzubauen, bei dem die Kernkraft die Kohle ersetzt. Dabei muss man sich bewusst machen: um den kommenden Energiebedarf (Energie nicht Strom) müssten 20-50 neue Kernkraftwerke gebaut werden und das in einem Land, bei dem die Bürger schon bei Windräder Sturm laufen . Außerdem dauert der Bau von Atomkraftwerken in der Vergangenheut 15-20 Jahre in USA und Europa, das ist viel zu spät für die Klimaziele. Da die Uranreserven begrenzt sind würde sich Deutschland in eine noch größere Abhängigkeit von außereurpäischen Lieferenaten der Brennstäbe bringe. Von dem fehlenden Fachpersonal gar nicht zu reden. Die finanziellen Folgen durch die teure Energieproduktion müssten berücksichtig werden. Der Atomstrom in Frankreich ist massiv staatlich unterstützt und nur deshalb so günstig.
- Berechnungen zeigen, dass auch der Weiterbetrieb der kürzlich abgeschaltenten Krqaftwerke Milliarden kosten würden und es an Fachpersonal fehlt und auch dann die Laufzeit begrenzt auf einige Jahrzehnte begrenzt wäre, denn die Laufzeiten sind massiv begrenzt.
Für uns gibt es kein Zurück mehr", erklärt PreussenElektra-Chef Guido Knott im Gespräch mit ZDFheute. Sein Unternehmen betrieb eines der drei letzten deutschen AKW. Seit März befindet sich die Anlage im Rückbau - "und zwar mit Vollgas", so Knott. Schon wirtschaftlich sei ein Wiederbetrieb an diesem Punkt nicht mehr sinnnvoll. Mit RWE lehnt zudem ein weiterer AKW-Betreiber den Wiederbetrieb ab. Und auch aus der Wirtschaft kommt Kritik: Der Industrieverband BDI hält die Debatte um die alten AKW für Zeitverschwendung.Quelle
- Deutschland hat zu wenig geeignete Standorte an Flüssen und mit dem Klimawandel werden die Wasserpegel immer niedriger, d.h. die Kernkraft würde wie in Frankreich immer öfter ausfallen.
- Google und Amazon und Minireaktoren: Es gibt physikalisch interessante Erfolge mit neuen kleinen Reaktortypen, aber diese Technologie ist nur in der absoluten Erprobungsphase und wenn die Reaktoren wirklich relvante Energien erzeugen, dann treten viele der obengenannten Probleme weiter auf. Das Google und Co investieren hier auch nicht sondern zeigen nur theoretisches Interesse, wie im Abschnitt 4 toll dargestellt. Spiegelartikel zu Energiediskussionen
Irgendwann kommen SMRs (Small modular Reaktoren) an den Markt, schätzt Energieökonom Mathias Mier vom ifo-Institut. Laut Prognosen seien die Mini-AKW allerdings teurer als ihre alten Vorgänger - "und herkömmliche Atomkraftwerke lohnen sich schon nicht zu bauen". Atomstrom rechne sich nur im Dauerbetrieb, so Mier. Dabei brauche der deutsche Strommix aber flexible Kraftwerke, die seltene sonnen- und windarme Zeiträume abdecken.. Quelle
- das Müllproblem s.u. hat innerhalb von Deutschland keinerlei Perspektive auf Lösung
- Kernfusion ist eine komplett andere Technologie, die sehr viel weniger probelematisch ist und die sehr gute Perspektiven für unsere Enkel und Urenkel bietet. Diese Technologie sollte weiter erforscht werden, aber selbst optimistische Prognose rechnen mit ersten Kraftwerken frühestens in 35 Jahren. D.h. für den Kampf zum Erhalt unseres Planenten kommt diese Technolgie viel zu spät, aber wenn es gelingt den Klimawandel so zu verlangsamen, könnte Kernfusion ab Ende des Jahrhunderts ein wichtiger Energieliferant sein und eine wichtige Stütze um die dann lebende Menschheit dabei zu helfen, die Natur wiederherzustellen und künftige Schäden zu vermeiden.
FAZIT: Persönliche Meinung
Mit der Kernkraft verbinden viele Menschen den Traum nach günstiger, sauberer, freiverfügbarer und flexibler Energie, aber leider ist faktisch das Gegenteil der Fall.
- Kernkraft ist wegen der massiven Sicherheitsmassnahmen extrem teuer. Frankreich z.B. muss massiv subventionieren.
- Die Rohstoffe sind massiv begrenzt.
- Flexibel können die Reaktoren nie sein, da die Kettenreaktion kaum steuerbar ist und sehr langwierig aufgebaut werden muss.
- und die Risiken und Entsorgungsprobleme sind enorm.
Es ist nachvollziehbar, das Menschen diesen Wunsch haben, aber Kernkraft erfüllt das nun mal nicht.
Weiterhin halten sich Fehlinformationen aus dem Ausland. Tatsächlich ist der gezielte, geregelte Ausstieg aus der Kernenergie ein deutscher Sonderweg. Aber Fakt ist, dass global die Kernenergie stagniert oder reduziert wird, indem mehr mehr Leistung aus Kernkraft vom Netz geht als zugebaut wird. Es ist tatsächlich sinnvoll in jeder Region abzuwägen, ob man zuerst die Kohle oder die Kernkraft reduziert oder beides parallel. Wir sollten deshalb auch keine anderen Länder kritisieren, die einen anderen Weg einschlagen. Aber in welcher Reihenfolge der Ausstieg durchgeführt wird, ist ein Randthema und geht an den relevanten Herausforderungen vorbei.
Trotzdem bringen verschiedene Kräfte das Thema in die Diskussion ein, einfach, weil das Thema so emotional ist, irgendwie auch gruselig und mit so vielen Hoffnungen verknüpft. Der Gewinn liegt in der hohen Aufmerksamkeit, die man so erhält und in der Ablenkung, vom eigentlichen Thema.
Setzt man sich mit der eigentlichen (sehr komplexen) Thematik auseinander: "Wie transformieren wir die Energienetze hin zu erneuerbaren Energien" siehe auch Energycharts für verschiedene Szenarien, dann merkt man, dass diese Transformation tief in viele Geschäftsmodelle eingreift und einen massiven Wandel unserer Gewohnheiten hinter sich herzieht. Es es vollkommen logisch, dass viele Firmen/Parteien/ Medien kein Interesse an diesem Weg haben und deshalb viel Geld und Zeit investiert wird, um diese Diskussion zu erschweren und zu verzögern.
Kernkraft löst kein Problem, das wir haben. Wir werden damit
- nicht klimaneutraler (zumindest nicht rechtzeitig),
- erhalten kein stabileres Netz,
- der Strom wird nicht billiger,
- wir werden nicht undabhängiger sondern bringen uns in einen harten Konkurrenzkampf/Preiskampf um die massiv begrenzte Ressource der Brennstäbe
Kurz es ist keine Lösung und bringt eine Menge Problem mit sich
Perpsktivenwechsel
Deutschland hat des Ausstieg vollzogen, das ist Fakt. Das können wir jetzt bejammern/ totdiskutieren oder als Chance begreifen.
Wenn Deutschland als Vorreiter der Speichertechnologie auftritt und hier Lösungen schafft, dann schaffen wir eine Grundlage für ein global relevantes Industriefeld, das unsere zukünftige Wirtschaftskraft international stärken könnte, uns Wettbewerbchancen bringt und unseren Wohlstand sichern kann.
Das sollte wir nutzen und nicht durch Scheindiskussionen verhindern.
Atommüll
- Aktuell sind 0% des bisherigen Atommülls unterirdisch versorgt.
Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort unter der Erde, der für die dauerhafte Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Atommüll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland geeignet ist. Es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist, da der Müll Hunderttausende Jahre strahlt.Aufbewahrt wird er aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in mehreren Bundesländern. (Quelle Tageschau)
- Kein Bundesland ist bereit den Müll zu übernehmen.
- Eine geeignete Endlagerstelle gibt geologisch nicht innerhalb von Deutschland
- Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein geeignetes Endlager gefunden wird, was etwa 20 Jahre später ist als ursprünglich geplant.- das ist reine Spekulation und Willenserklärung.
Dieses Problem hat bisher keinerlei Lösung Wer mehr zu den Hintergründen wissen will, findet hier | einen Science Slam zu dem Thema